Blinddarmentzündung – Ursachen & Stadien

  1. Übersicht:
  2. » akute Ursachen einer Blinddarmentzündung
  3. » chronische Ursachen einer Blinddarmentzündung
  4. » Stadien einer Blinddarmentzündung

Der Blinddarm besitzt keine lebensnotwendige Funktion für den menschlichen Körper, ist aber dennoch in der Lage, die Gesundheit nachhaltig zu beeinflussen. Wie entsteht eine Blinddarmentzündung oder Appendizitis? Vielfältige Ursachen wie Fremdkörper, Abknicken der Appendix, Narbengewebe und Kotsteine begünstigen die Vermehrung von im Darm befindlichen Bakterien im Lumen des Blinddarms. Es folgt eine akute Blinddarmentzündung, die in charakteristischen Stadien abläuft.

Ursachen einer akuten Blinddarmentzündung

Der eigentliche Blinddarm ist der Beginn des Dickdarmes und liegt im rechten Unterbauch. Von ihm geht der Wurmfortsatz (die Appendix) ab und endet nach wenigen Zentimetern blind in der Bauchhöhle. Dieser kleine Wurmfortsatz wird im deutschen Sprachgebrauch fälschlicherweise als Blinddarm bezeichnet. Die Appendix hat einen sehr geringen Innendurchmesser und besteht zu einem großen Teil aus lymphatischem Gewebe. Das lymphatische System gehört zur Immunabwehr des menschlichen Körpers. Die unmittelbare Ursache einer Appendizitis ist meist eine Infektion mit Bakterien, die schon im Darm vorhanden sind und sich durch ungünstige lokale Umstände stark vermehren können.

Typische Bakterien als Ursache

Häufige Verursacher sind hier Keime wie E. coli, Proteus oder Enterokokken. Sie leben in der normalen Flora des Dickdarms. Weitaus ungewöhnlicher, aber möglich, ist eine Infektion mit Spulwürmern oder ähnlichen Parasiten als Ursache einer Appendizitis. Verschiedene Faktoren begünstigen eine Infektion der Appendix, die zu einer akuten Blinddarmentzündung führt. Das kann zum Beispiel ein Fremdkörper sein, der einen Verschluss der Appendix verursacht. Infrage kommen Obstkerne wie Kirsch- oder Traubenkerne, Kerne von Clementinen aber auch Maiskörner von Popcorn. Ein weiterer Grund für einen Verschluss ist ein Kotstein bei Menschen, die zu Verstopfung neigen. Die Appendix kann relativ lang sein und abknicken, was ebenfalls zum Verschluss führt und das Wachstum von krankmachenden (pathogenen) Bakterien unterstützt. Die gleiche Funktion haben narbige Verwachsungen nach vorangegangenen Operationen und Tumoren.

Systemische Infekte als Auslöser

Eine Appendizitis ist eine lokale Entzündung, die im Rahmen einer übergeordneten Erkrankung ausbrechen kann. Verursacher einer Blinddarmentzündung können auf diesem Weg sowohl virale als auch bakterielle Infektionen sein. Bekannte Beispiele sind die Virusgrippe, eine Mandelentzündung (Tonsillitis), Masern, Windpocken oder Streptokokken-Infektionen wie Scharlach. Bei einer Gastroenteritis (Magen-Darm-Grippe) sind Viren oder Bakterien bereits im Darm aktiv und haben einen kurzen Weg bis in den Wurmfortsatz.

Ursachen einer chronischen Blinddarmentzündung

Die Diagnose der chronischen Appendizitis ist weiterhin umstritten. Einzelne Fälle sind in der Literatur beschrieben. Grundsätzlich können die gleichen Ursachen wie bei einer akuten Appendizitis angenommen werden. Bei der chronischen Variante beruhigt sich die Entzündung in einem frühen Stadium wieder, kehrt aber unregelmäßig zurück. Auf diese Weise entstehen entzündliche Verwachsungen, die nun ihrerseits den weiteren Entzündungsprozess unterstützen. Erst durch die operative Entfernung und pathologische Untersuchung der Appendix (Appendektomie) sowie die anschließende Symptomfreiheit des Betroffenen kann die chronische Blinddarmentzündung im Nachhinein sicher diagnostiziert werden.
Eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung ist der Morbus Crohn, in dessen Zusammenhang auch der Wurmfortsatz betroffen sein kann.

Stadien einer Blinddarmentzündung

Eine akute Appendizitis wird in mehrere Stadien eingeteilt, die fließend ineinander übergehen. Die Stadien richten sich nach den Gewebeveränderungen im Körper und den immunologischen Prozessen, die ablaufen. Ihnen werden Symptome zugeordnet, die ein Patient jeweils erlebt.

Katarrhalisches und seropurulentes Stadium

Die Erkrankung beginnt mit dem katarrhalischen Stadium. Die Appendix schwillt an, ist gerötet und schmerzhaft. Eiter ist noch nicht entstanden und das Stadium ist voll umkehrbar. Das nachfolgende seropurulente Übergangsstadium leitet die Eiterbildung ein und kann zum destruktiven Stadium führen.

Destruktives Stadium

Das destruktive Stadium lässt sich wie folgt unterteilen:

Primäraffekt

Der Primäraffekt beginnt in der Schleimhaut der Appendix und zeigt sich in der Symptomatik durch diffuse Bauchschmerzen in der Nabelgegend, die durch die Reizung von untergeordneten Nervenendigungen zustande kommen. Der zeitliche Abstand zwischen dem Primäraffekt und dem Auftreten der ersten Schmerzen beträgt im Durchschnitt 12 bis 24 Stunden.

Phlegmonöse Appendizitis

Es folgt der Übergang in die phlegmonöse Appendizitis, bei welcher bereits alle Wandschichten der Appendix entzündet sind und sich eitriges Sekret gebildet hat. Der Wurmfortsatz ist sichtbar geschwollen und stark durchblutet. Die Entzündung greift nun auf das Bauchfell über und stimuliert Nervenendigungen, die dem Betroffenen eine genaue Lokalisierung des Schmerzes erlauben. Er empfindet den Schmerz als gewandert.

Ulzerophlegmonöses Stadium

Das ulzerophlegmonöse Stadium ist nun erreicht. Es ist durch die Ausbildung von Schleimhautgeschwüren gekennzeichnet.

Abszedierende Stadium

Es schließt sich das abszedierende Stadium an. Abszesse (Eiteransammlungen) und zerstörte Wandanteile in allen Wandschichten greifen auch als Umgebungsentzündung (Periappendizitis) auf das Bauchfell über.

Finales Stadium

Das finale Stadium wird gangränöse Appendizitis genannt. Die zerstörten Bereiche werden größer und sind mit Fäulniserregern besiedelt. Die Appendix verfärbt sich deutlich sichtbar schwarz-rot oder grau-grün. Die Gefahr für eine Perforation (Durchbruch) steigt deutlich, da das geschädigte Gewebe sehr brüchig ist. Dieser umfassende Prozess kann im menschlichen Körper in einer Zeit von lediglich 48 Stunden ablaufen.

Zerstörerische und einfache Blinddarmentzündung

Der lebensbedrohliche Ablauf wird auch als zerstörerische Blinddarmentzündung (Appendizitis destructiva) bezeichnet. Eine operative Therapie mit Entfernung der Appendix ist unabdingbar.

Dahingegen besteht bei der einfachen Blinddarmentzündung (Appendizitis simplex) die realistische Möglichkeit einer spontanen Heilung ohne Komplikationen. Sie besteht nur aus dem katarrhalischen und dem seropurulenten Stadium. Eine operative Entfernung der Appendix (Appendektomie) ist nicht unbedingt angezeigt. Die klinische Beurteilung der Erkrankung kann nur ein erfahrener Chirurg oder Kinderchirurg kompetent leisten. Er fällt auch in Rücksprache mit dem Patienten, die Entscheidung für oder gegen eine Operation (Appendektomie).

Näheres dazu unter dem Menüpunkt Blinddarmentzündung – Diagnose, Therapie & Folgen.

 

n/a